Als ich hörte, dass Ulrike Brenning ihr gerade im Böhlau-Verlag erschienenes Buch „Giovanni Battista Viotti. Die europäische Karriere des großen Geigers und Komponisten“ im Rahmen der Buchmesse vorstellen wird, und das auch noch in der Atmosphäre der Remise von SYNTAGMA, wusste ich sofort, dass ich dort hin muss. Denn ich kannte die Autorin schon aus ihren unvergleichlichen Kursen „Musik und Schreiben“ und war mir neuer Inspirationen sicher. Und so war es denn auch! Ulrike Brenning, Professorin für Aktuellen Fernsehjournalismus in Hannover, hat zu dem Komponisten Giovanni Battista Viotti jahrzehntelang geforscht und erweckte an diesem Abend ihn und seine Musik mit ihrer Lesung zum Leben.
Sie zog uns alle sofort in ihren Bann, wechselte Textstellen über Viottis bewegtes Leben mit Musikbeispielen von der dem Buch beigelegten CD ab. Sie sah selbst wie ein Wesen aus anderer Zeit aus mit Pagenkopf und einem plissierten Gewand, und sie war so in dieser Welt, und diese Biografie ist so berührend darin, wie sie das Ausnahmetalent Viotti von einem abgeschiedenen Dorf armer Leute durch Gunst und Glück durch die Fürstenhöfe Europas begleitet, mit tragischen Verwicklungen in Paris während der Französischen Revolution, dass wir Zuhörer über eine Stunde absolut still waren. So spannend!
Und so tragisch, dass diese Musik damals verschollen ist in den Wirren der Zeit; denn wie sich im anschließenden Austausch herausstellte, waren alle von der Musik beeindruckt, und wir verstanden nun die Leidenschaft hinter Frau Brennings Recherchen. Es sind Anklänge an Mozart, aber doch ein ganz eigener Stil; sehr luftig und manche Melodien geradezu „Ohrwürmer“.
Wie nebenbei erfuhren wir, dass es zwar Noten zu einzelnen Stimmen von Kompositionen gibt, nicht aber Partituren, die für Aufführungen unentbehrlich sind. Für die Einspielung der CD hatte die Autorin einen Kompositionsstudenten beauftragt, die vier Stimmen der Streichquartette zu einer Partitur zusammenzufassen. Nur so konnte die Tonaufnahme gelingen und die Leser, wie uns, nun in die Lage versetzen Viottis Kompositionen zu hören.
Was für eine Leistung, die großenteils verschollene Musik Viottis aus dem Ende des 18./Anfang des 19. Jahrhunderts wieder zugänglich gemacht zu haben - und wir waren bei der Premiere!
Ich wünsche Ulrike Brenning und ihrem Buch noch viele begeistert lesende Zuhörerinnen und Zuhörer.
Heidrun Knigge